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Hidden Peak (8068 m) Tagebuch 1993
15.07.1993
Flug von Frankfurt nach Islamabad
Am Morgen gehe ich für zwei Stunden zu meinem Arbeitgeber, um noch wichtige Dinge vor meine Abreise an meine Urlaubsvertretung zu übergeben.
Um 9:30 Uhr holt mich mein Vater ab und bringt mich mit dem Auto zum Flughafen in Frankfurt, den wir nach zwei Stunden Fahrt erreichen. Nach dem ersten Kennenlernen der Teilnehmer geben wir unser umfangreiches Expeditionsgepäck um 13:00 Uhr auf und warten dann entspannt bis unser Flug zum Boarding bereit ist. Das Flugzeug startet gegen 15:30 Uhr und wider erwartend war die Verpflegung auf dem Flug der Pakistan Airline gut.
16.07.1993
Stadtbesichtigung und wichtig Informationen
Um 1:30 Uhr landen wir in Islamabad und werden nach der Zollabfertigung mit einem Bus zum Pearl Continental Hotel in Rawalpindi gebracht. Ich teile mir das Zimmer mit Alain Roussey, da ich offensichtlich von allen Teilnehmern am besten Englisch spreche. Um 9:30 treffen wir uns zum Frühstück und da habe ich die Gelegenheit mit Klaus Gürtler, mit dem ich 1989 an der Ama Dablam war, sowie mit Michael Dacher zu sprechen. Nach diesem Gespräch war ich schon etwas desillusioniert was mich am Hidden Peak erwartet. Die Route durch das 45-50° steile Japaner-Couloir ist auf Grund von Lawinenabgänge aus der Westflanke des Gipfelaufbaus nicht ungefährlich und erfordert offensichtlich entsprechende Vorsicht.
Die Nachricht, dass das eine Brücke auf dem Weg nach Skardu weggerissen wurde, beunruhigt mich weniger, da es für so einem Fall immer eine Lösung gibt.
Nach dem Essen fahren wir zur Schah-Faisal-Moschee, welche die Nationalmoschee von Pakistan ist. Sie befindet sich im Nordwesten der pakistanischen Hauptstadt Islamabad vor den Margalla-Hügeln. Sie wurde nach König Faisal von Saudi-Arabien benannt. Aufgrund ihrer besonderen Architektur und Größe ist die goldverzierte Moschee heute das Wahrzeichen der Stadt. Das Ende der 1970er Jahre entworfene und 1986 fertiggestellte Gebäude bietet, zusammen mit seinem Hof, bis zu 74.000 Gläubigen einen Platz.
Im Anschluss geht es zurück ins Hotel und dort besprechen den ein oder anderen Punkt bezüglich des Expeditionsablaufes. Da zumindest die Anreise bis zum Basislager noch ungewiss ist, sind wir gespannt, was uns der zuständige Beamte beim Ministerium morgen sagen wird.
17.07.1993
Behördengänge
Nach dem Frühstück fahren wir zuerst zur Agentur Waljis Travel und lassen dort Passbilder machen, da die Anzahl der von uns mitgebrachten nicht reicht. Im Anschluss geht es zur Polizeistation die zunächst eine Bestätigung vom Hotel haben wollen. Die haben wir natürlich nicht und so geht es zunächst zurück zum Hotel. Sie wollen und die erforderlich nicht geben und so füllen wir zunächst drei weitere Formular für die Polizei aus. Ekkehard Gundelach und Walter fahre im Anschluss zur Agentur Waljis Travel um die gemeinsame Ausrüstung zu prüfen und unser Seesäcke, die mit Cargo gekommen sind, abzuholen.
18.07.1993
Briefing auf dem Ministerium
Um 8:00 Uhr fahren wir mit dem Bus zum Briefing auf das zuständige Ministerium. Zunächst warten wir eine halbe Ewigkeit bis wir überhaupt an der Reihe sind, dann teilt uns der zuständige Sachbearbeiter mit, dass vom Veranstalter offensichtlich bei der Beantragung der Anreiseroute Fehler gemacht wurden. Wir werden abgewiesen und fahren zurück zum Hotel. Dort gibt es eine heiße Diskussion mit dem Expeditionsleiter Ekkehard, der sich daraufhin bemüht, die Genehmigung für die Anreise über Hushe bzw. dem Gondogoro La zu erhalten.
Ursprünglich war die Ankunft unseres Busses, der uns nach Skardu bringen soll auf 18:00 Uhr terminiert. Wie so oft in solchen Ländern kommt dieser aber erst kurz vor Mitternacht.
19.07.1993
FAHRT AUF DEM KARAKORUM HIGHWAY NACH CHILAS
Um 1:00 Uhr verlassen wir das Hotel und begeben uns mit dem Bus auf die lange Reise nach Chilas über den Karakorum-Highway. Die Straßen in Rawalpindi sind um diese Uhrzeit noch leer und so verlassen wir zügig den dicht besiedelten Gürtel, der die Hauptstadt Islamabad umgibt.
Wir verlassen nach einiger Zeit das pakistanische Tiefland und gelangen nach kurzer Zeit auf den legendären Karakorum Highway (KKH), den südlichen Ausläufer der antiken Seidenstraße. In der kleinen Stadt Beshame frühstücken wir gegen 8:00 Uhr und ab dort verläuft die Karakorum Highway immer entlang des streckenweise tief eingeschnittenen Indus. Wie bereits gestern angekündigt sind wir kurz nach Mittag an der zerstörten Brücke und müssen zunächst Träger besorgen, die unser Gepäck auf die andere Seite des Brückenkopfes bringen. Glücklicherweise war auf der anderen Seite auch ein Bus und so konnten wir nach gut zwei Stunden die Fahrt fortsetzen. Gegen 20:00 Uhr treffen wir dann endlich in dem Shargrila Hotel in Chilas ein. Nach diesem 20 Stunden Tag essen wir noch etwas und gehen dann ins Bett.
20.07.1993
FAHRT AUF DEM KARAKORUM HIGHWAY NACH SKARDU (2228 m)
Um 5:00 Uhr beladen wir den Bus und eine halbe Stunde später sind wir bei einem wolkenlosem, aber sehr warmen Morgen wieder auf der Karakorum Highway unterwegs. Die Sicht zum Nanga Parbat (8125 m) ist heute frei und so ist ein defekter Reifen, der uns 2 Stunden zum Flicken kostet, zumindest für uns verschmerzbar. Die Fahrt geht dann durch sehr steile und enge Schluchten weiter bis nach Skardu, wo wir gegen19:00 in dem Shargrila Resort Hotel in Skardu eintreffen, welches ein Stück außerhalb von Skardu liegt. Wegen der einsetzenden Dunkelheit können wie wunderschöne Parkanlage heute nicht mehr bewundern. Aber zumindest bekommt unser Verbindungsoffizier nach unserer Ankunft noch die Genehmigung für das Trekking ab Husche. Das ist die gute Nachricht, die schlechte ist, dass in den letzten Tagen bereits zwei Trekking-Gruppen wengen zu viel Schnee am Gondogoro La umgekehrt sind. Wir sind gespannt, wollen es aber auf jeden Fall versuchen.
21.07.1993
Jeep Fahrt nach Hushe (3050 m)
Um 9:00 Uhr fahren wir mit unserer gesamten Ausrüstung mit dem Bus nach Skardu. Dort wird sowohl unser Gepäck als auch die zusätzliche Expeditionsausrüstung bei der Agentur Waljis Travel in die Jeeps geladen. Nachdem auch unser Verbindungsoffizier die letzten Formalitäten erledigt hat, starten wir um 13:00 Uhr mit den Jeeps nach Hushe. Die Fahrt ist entspannt und kurz vor 20:00 Uhr treffen wir in Hushe ein, wo wir das erst Mal in unseren Zelten übernachten. Bevor die Sonne untergeht, zeigt sich der 7821 m hohe Masherbrum in einem fantastischen Licht.
22.07.1993
Erster Lagerplatz auf ca. 3400 m Höhe
Kurz nach 6:00 Uhr werden wir geweckt und sofort müssen die Zelte abgebaut werden und die Seesäcke auf das maximal vorgeschriebene Gewicht gebracht werden. Nachdem wir um 7:30 Uhr zum Frühstück gerufen werden zieht immer dickere Wolken in das Tal von den umliegenden Bergen ist nicht mehr viel zu sehen. Gegen 10:00 Uhr setzen wir uns dann endlich in Bewegung aber bereit eine Stunde später beginnt es zu regnen. Während unserer Mittagpause ist es dann vorrübergehend trocken, um dann im Anschluss in einen Dauerregen überzugehen. Gegen 15:00 Uhr stellen wir dann unsere unterhalb der Ufermoräne in 3400 m Höhe auf. Der Lagerplatz ist gut, aber mit dem Trocken der nassen Bekleidung wie auch mit den Trägern habe wir unsere Probleme. Einige Träger sind offensichtlich am Morgen gar nicht gestartet und so fehlen einig Gepäckstücke.
23.07.1993
Zweiter Lagerplatz auf ca. 3800 m Höhe
Wie am Vortag starten die Träger erst gegen 10:00 Uhr und zu diesem Zeitpunkt ist das Wetter noch einigermaßen gut. Schon eine Stunde später beginnt es zu regnen und nach einer weiteren Stunde erreichen wir den nächsten Lagerplatz. Für die Höhenakklimatisation mag so eine kurze Etappe ja durchaus hilfreich sein, aber bei nur zwei Stunden Aufstieg ist der Tag nicht ausgenutzt. Allerdings hätte auch niemand große Lust gehabt im Regen weiter zu gehen. So verbringe ich die Zeit im Zelt mit Lesen und Radio hören.
24.07.1993
Dritter Lagerplatz auf ca. 4100 m Höhe
Heute starten wir sogar schon um 9:00 Uhr, sind dafür um 10:30 bei unserem nächsten Lagerplatz. Kurz darauf beginnt es mal wieder zu regnen und so haben wir in Anbetracht der großen Distanz von ca. 5 Stunden zum nächsten Lagerplatz, hier das Lager aufgebaut. Am Nachmittag steige ich noch 300 Höhenmeter nach oben, um meine Akklimatisation aktiv zu unterstützen.
25.07.1993
Ausharren am dritter Lagerplatz auf ca. 4100 m Höhe
Der anfängliche Regen geht am frühen Morgen in Schnee über und so ist keine Bereitschaft bei den Trägern zu erkennen, zum nächsten Lagerplatz zu gehen. Neben ein paar Aufhellungen gibt es den ganzen Tag zum Teil heftige Schneeschauer. Am Nachmittag steige ich nochmals auf einem Rücken hinter dem Lagerplatz 500 m nach oben, bin aber froh als ich mich wieder in meinem Zelt vor dem Schneetreiben schützen kann.
26.07.1993
Lagerplatz Huspang (4700 m)
Als ich am frühen Morgen aus dem Zelt schaue, ist ein traumhaft schöner Tag angebrochen. Schnell werden die Zelte abgebaut und alles in den Trekkingsäcken verstaut. Sowohl die Teilnehmer als auch die Träger sind motiviert und so kommen wir zügig voran. Gegen 16:00 Uhr erreichen wir den Lagerplatz und leider habe ich jetzt auch massive Magenprobleme. Na ja bis wir im Basislager sind, wird sich das schon wieder legen.