Ortler (3905 m)
Der Ortler ist mit einer Höhe von 3905 Meter die höchste Erhebung der italienischen Provinz Südtirol und der Region Tirol. Der größtenteils aus Hauptdolomit aufgebaute, stark vergletscherte Berg ist der Hauptgipfel der Ortler-Alpen, einer Gebirgsgruppe der Südlichen Ostalpen. Seine Erstbesteigung auf Befehl von Erzherzog Johann von Österreich im Jahre 1804 zählte zu den bedeutendsten alpinistischen Ereignissen dieser Zeit. Bis zur Abtrennung Südtirols 1919 war der Ortler der höchste Berg Österreich-Ungarns. Während des Ersten Weltkriegs richtete die k.u.k. Armee auf dem Berg die mit mehreren Geschützen ausgestattete höchstgelegene Stellung dieses Krieges ein. Heute gilt der Ortler unter Bergsteigern als eines der bedeutendsten Gipfelziele der Ostalpen.
Stützpunkte und Routen
Zum Gipfel des Ortlers führen zahlreiche Routen, die alle als ernsthafte Hochtouren einzustufen sind. Die meisten dieser Wege sind jedoch fast ausschließlich von historischem Interesse und werden äußerst selten begangen, viele wurden nach ihrer Erstbegehung nie mehr wiederholt.
Ausgangspunkt des Normalwegs auf den Ortler ist die nördlich der Tabarettaspitze gelegenen Payerhütte (3020 m), die über die Tabarettahütte (2556 m) von Sulden aus oder von Westen von Trafoi aus erreichbar ist. Von dort führt der Weg, teilweise als Klettersteig versichert, über den Nordgrat und dann im bis zu 40° steilen Eis und Firn über das Tschierfeck mit der Biwakschachtel Tschierfeckhütte (Bivacco Lombardi, 3316 m) und den Oberen Ortlerferner zum Gipfel. Die Schwierigkeit wird mit III- (UIAA), nach anderen Angaben II bis III+ angegeben, zeitlich werden drei bis fünf Stunden veranschlagt. Diese Route ist der leichteste und am häufigste begangene Anstieg auf den Ortler und wird meist auch in Verbindung mit anderen Anstiegen als Abstiegsroute benutzt.
Die Tabarettahütte (Rifugio Tabaretta, 2556 m) ist Ausgangspunkt für die Durchsteigung der Nordwand. Die Routen durch die Nordwand sind durch den Gletscherschwund deutlichen Veränderungen unterworfen. Teilweise wurden sie durch die zurückgehende Steilheit deutlich leichter, die Schwierigkeits- und Steilheitsangaben für den Ertlweg und seine mehreren Varianten sind daher äußerst unterschiedlich und reichen von 55° bis senkrecht. Manche Routen wie der überhängende Direkte Hängegletscher existieren nicht mehr. Der Holl-Witt-Weg im Westen der Nordwand gilt mit V- und bis zu 90° steilem Eis als eine der schwierigsten kombinierten Routen der Ostalpen. Der Nordostpfeiler (V+, 60°) und die Nordostwand (VI-, 60°) verlaufen überwiegend im Fels. Auch der Rothböckgrat (IV, 55°) kann von der Tabarettahütte aus erreicht werden.
Die K2-Hütte (2330 m) liegt unterhalb des Marltgrates und ist von Sulden aus über den Langer-Stein-Sessellift zugänglich, ein weiterer Lift erschließt von hier aus den unteren Teil des End-der-Welt-Ferners für das Skigebiet Sulden. Die bedeutendste Route von der Hütte hier aus ist der Marltgrat (III, 50°), daneben kann auch die Schückrinne (III, 55°) erreicht werden.
Ein weiterer wichtiger Ausgangspunkt ist die Hintergrathütte (Rifugio Alto del Coston, 2651 m) unterhalb des Suldenferners. Von dort führt die beliebte Route über den Hintergrat zum Gipfel, die Kletterschwierigkeiten bis IV- und Steigungen in Eis und Firn bis zu 40° aufweist. Weitere Anstiege von der Hintergrathütte aus sind der Untere Hintergrat (III, 45°), die Minnigeroderinne (45°) mit ihrer Direkten Ausstiegsvariante (50°), die Südsüdostwand (auch Lannerführe, III, 45°-50°), und die Harpprechtrinne (III, 50°) zum Hochjochgrat. Von der Minnigeroderinne abgesehen werden diese Wege jedoch kaum begangen.
Das Hochjochbiwak (Bivacco città di Cantù, 3535 m) zwischen Ortler und Monte Zebrù ist Ausgangspunkt für den Weg über den Hochjochgrat (IV, 50°). Die weiteren Routen auf dieser Seite wie der Südwestgrat (IV, 50-55°) sowie die Linke (45-50°) und Rechte Westwand (IV, 55°) sind kaum von Bedeutung.
Die weiteren Anstiege auf der Südwestseite des Ortlers werden neben dem Hochjochbiwak auch von der Berglhütte (Rifugio Borletti, 2188 m) aus erreicht. Neben der unbedeutenden Südwestwand Pinggera-Tomasson (III, 50°) ist hier hauptsächlich der nur historisch bedeutsame, heute aber nicht mehr begangene Weg der Erstersteiger, die Pichlerführe durch die Hinteren Wandlen (II, 45-50°) zu nennen. Weitere Routen sind der Soldàweg (IV, 60°), der Südwestpfeiler (V+) und der Nördliche Weg durch die Südwestwand (IV). Bedeutsamer ist der stellenweise versicherte Meraner Weg (III, 40°) über den Pleißhorngrat, der verhältnismäßig häufig begangen wird. Zum Pleißhorngrat führt auch die Stickle-Pleiß-Rinne (IV-, 45°), östlich davon sind die Nordwestwand (IV,50°), La casa di Asterione (V, 80°) und Via un battisto d'ali (60°) zu finden. Von der Berglhütte aus wird auch der Weg über die Hohe Eisrinne begangen, der zum Nordgrat und von dort über den Normalweg zum Gipfel führt. Dieser Weg ist im Sommer kaum von Bedeutung, gilt jedoch im Frühjahr als der einzige Skianstieg zum Ortlergipfel.
Quelle: www.wikipedia