Paklenica Nationalpark
10. August 2010
Wegen des unbeständigen Wetters im August ändern wir kurzfristig unsere Reisepläne. Touren in den Westalpen sind nahezu nicht möglich und so wählen wir als Alternative das Sportklettern im Nationalpark Paklenica, nachdem es dort sonnig und warm ist. Die Anreise nach Paklenica ist mit etwa 800 km erheblich weiter, aber dank der gut ausgebauten Autobahnen in Slowenien und Kroatien in 10 bis 12 Stunden machbar.
Stuttgart - München - Salzburg - Villac – Ljubljana - Zagreb – Karlovac-Ausfahrt Starigrad/Paklenica, 30 km vor Zadar. Von dort noch ca. 15 km an der Küste nach Norden zum Örtchen Paklenica.
Auf dem Campingplatz Plantaza bekommen wir tatsächlich einen schattigen Platz, der weniger als 100 Meter vom Meer entfernt ist. Schnell bauen wir dort das Zelt auf und gehen danach schwimmen. An dem eher steinigen Strand gibt es einen befestigten Abschnitt, von dem aus man bequem ins Wasser gelangt. Nur wenige Badegäste sind am späten Nachmittag hier anzutreffen und so können wir uns ein nettes Plätzchen für die Liegematten aussuchen. Schon nach kurzer Zeit sind die Strapazen der langen Fahrt vergessen und der Urlaub kann beginnen. Mit einem Abendessen auf der Terrasse des Restaurants am Campingplatz lassen wir den langen Tag ausklingen.
11. August 2010
Nach dem Frühstück fahren wir zum Eingang des Nationalparks und besorgen uns dort die Unterlagen über den Park. Mit dem Kletterführer in der Hand gehen wir anschließend zum Einstieg der jeweiligen Kletterrouten und schauen, welche für ins infrage kommen.
Wir fokussieren uns zunächst auf die Genussrouten bis 4c, deren Anzahl in diesem Klettergebiet durchaus überschaubar ist. Bereits am späten Vormittag ist es zum Klettern unangenehm warm und wir lassen uns lieber am Strand von der Sonne verwöhnen.
12. August 2010
Bereits vor der offiziellen Öffnungszeit sind wir am Eingang des Nationalparks und warten auf das Eintreffen des Personals. Das heutige Ziel ist eine Wanderung zum Planinarski Dom (Hütte, 480 m), die wir möglichst früh am Morgen erreichen wollen. Nach dem Lösen der Eintrittskarten wandern wir vorbei an den Kletterrouten, durch die Velika Paklenica Schlucht in Richtung Norden. Schon nach kurzer Zeit fließt mir der Schweiß in Strömen und ich bin froh, als wir den Planinarski Dom erreichen und ich mich dort im Schatten etwas abkühlen kann. Von der nahezu leeren Hütte können unterschiedlich lange Wanderungen im Nationalpark unternommen werden. Unter anderem auch zum 1757 Meter hohen Vaganski Vrh, der in mit einer Gehzeit von 5 Stunden angegeben ist. Der Aufstieg in der Mittagshitze erscheint uns allerdings als unvernünftig und so entscheiden wir uns für einen Besuch der Höhle Manita Peć, die in 550 m Höhe liegt.
Dazu gehen wir etwa die Hälfte des Weges, auf dem wir gekommen sind, zurück und steigen dann südseitig in der prallen Sonne zur Höhle hinauf. Völlig verschwitzt erreichen wir den Höhleneingang und müssen uns vor dem Betreten der Grotte (13 Grad) zunächst etwas abkühlen, um die Erkältungsgefahr zu mindern. Da die Höhle erst um 10 Uhr öffnet, haben wir noch gut eine halbe Stunde Zeit um uns zu akklimatisieren.
Tatsächlich ist der Temperaturunterschied zu draußen beträchtlich und nach kurzer Zeit ist es mir schon empfindlich kalt. Die Höhle ist 175 m tief und besteht aus zwei Räumen mit beeindruckenden Stalaktiten, Stalagmiten - Säulen, deren Alter auf 80.000 Jahre geschätzt wird.
Nach der etwa einstündigen Führung erwartet uns draußen eine Temperatur weit über 30° und wir gehen möglichst schnell zurück in die kühlere Schlucht. Dort erkunden wir mehrere kurze Routen am Debeli Kuk, die wir morgen mit einer Seilumlenkung klettern wollen. Hier sind viele gut abgesicherte Sportkletterrouten direkt am Weg rechts und links der Schlucht. Diese Routen sind ein guter Einstieg, um sich an den rauen und oft extrem scharfkantigen Felsen zu gewöhnen.
Am Abend gehen wir in die Konoba Marasović am Eingang des Nationalparks Paklenica. Es ist ein Ort, an dem die Gäste die einheimischen Sitten und Bräuche der Vorfahren kennenlernen können. Die Speisen sind nach der traditionellen Rezeptur der Gegend von Starigrad zubereitet und die heimischen Weine sind auch nicht zu verachten. In dem Konoba befindet sich ein Ethnomuseum mit ursprünglichen Gegenständen aus den vergangenen Zeiten, Bilder, Souvenirs.
13. August 2010
Wir haben bereits Eintrittskarten für mehrere Tage erworben und können somit schon vor der offiziellen Öffnung der Parkverwaltung an die Felsen. Zu dieser frühen Stunde haben wir noch die freie Auswahl, welche Route wir klettern wollen. Bis die überwiegende Mehrzahl der Kletterer eintrifft, haben wir bereits mehrere kurze Routen geklettert und können uns am späten Vormittag mit dem Auffinden des Einstiegs zur Route Sjeverno rebro am Veliki Cuk beschäftigen. Den vermeintlichen Einstieg finden wir nach geraumer Zeit, können aber den weiteren Verlauf der Route nicht einsehen. Um die Mittagzeit gehen wir zurück zum Campingplatz und treffen dort die gerade angekommenen Südtiroler Hanni und Roland am Stand. Sie haben den Kletterführer aufgeschlagen und unterhalten sich gerade darüber, welche Route sie morgen klettern wollen. Es entsteht schnell ein nettes Gespräch und wir vereinbaren, morgen gemeinsam die Route Sjeverno rebro zu klettern. Laut Kletterführer ist diese Route 5 Seillängen lang und mit 4b+ bewertet.
Am Nachmittag besuchen wir die Stadt Zadar, welche auf einer schmalen Landzunge am Adriatischen Meer liegt. Bis 1873 war die Stadt mit ihrem großen Hafen eine Festung. Der überwiegende Teil der Altstadt von Zadar ist venezianischen Baustils. Unter den Plätzen sind der Herrenplatz (Piazza dei Signori) mit schönem Hauptwachtgebäude und der Gradska Straza sowie der Brunnenplatz mit antiker korinthischer Säule nennenswert. Des Weiteren sind kulturhistorisch bedeutende Kirchen wie die Domkirche der Heiligen Anastasia, eine romanische Basilika aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit schönen Marmoraltären und Gemälden oder die Kirche St. Elias sehenswert. Daneben gibt es noch mehrere bemerkenswerte Bauwerke wie das römische Forum, der ehemalige Palast der Prioren und das Arsenal.
Zum Abendessen gehen wir gemeinsam in die Konoba Marasović, die unter Kletterern als Geheimtipp gehandelt wird. Wie schon am gestrigen Abend waren das Essen und der Wein vorzüglich.
14. August 2010
Um 6:00 Uhr sind wir schon am Parkeingang und etwa 20 Minuten später am Einstieg der Route Sjeverno rebro. Die ersten Seillängen an dem schmalen Grat sind äußerst attraktiv und luftig, danach folgen schöne Platten. Vom Ausstieg der Route ist die Sicht in die Schlucht mit den schroffen Wänden fantastisch. Mit Abklettern und Abseilen erreichen wir schließlich eine ekelhaft abzusteigende Schuttrinne. Neben der Gefahr hier auszurutschen muss sorgfältig darauf geachtet werden, keine Steine loszutreten und dadurch unter uns befindliche Kletterer zu gefährden. Abgesehen vom Abstieg handelt es sich hier um eine Traumgenusstour, die man in diesem Klettergebiet nicht erwarten würde.
15. August 2010
Wie schon an den beiden vorangegangenen Tagen sind wir bereits um 6 Uhr im Nationalpark und klettern bis Mittag an den kürzeren Routen am Debeli Kuk. Den Rest des Tages verbringen wir am Strand.
16. August 2010
Heute steht ein Ausflug entlang der Küste auf dem Programm, der uns einen Eindruck von dem fantastischen Küstenabschnitt vermittelt.
17. August 2010
Nachdem wir in den kühlen Morgenstunden im Nationalpark geklettert sind, zieht es uns erneut nach Zadar. Nochmals schauen wir uns die Sehenswürdigkeiten an und kommen dabei auch am Hafen vorbei. Hier erkundigen wir uns nach einer Schiffsfahrt und buchen für morgen eine ganztägige Rundfahrt mit dem Schiff ELISABET in das bewundernswerte Gebiet an der Zadar und Biograd Riviera.
18. August 2010
Noch im Dunkeln verlassen wir den Zeltplatz und fahren an den Hafen von Zadar, wo wir zur vereinbarten Zeit das Schiff ELISABET betreten. Nach dem Ablegen des Schiffes haben wir einen herrlichen Ausblick auf die Stadt. Wir steuern entlang unzähliger kleinen Inseln und legen nach 1,5 Stunden im Hafen der Insel Dugi Otok an. Es handelt sich um eine ca. 43 km lange und bei ca.5 km breite Insel. Während die Westküste weitgehend aus unzugänglicher Steilküste besteht, liegen fast alle bewohnten Ortschaften auf der Ostseite der Insel. Die 166 m hohen Klippen und einem Salzsee, genannt der Silbersee, sowie die blaue Korallenbucht mit dem kristallklaren Wasser sind die Sehenswürdigkeiten der Insel. Im Süden grenzt die Insel an den Nationalpark Kornaten, welches ein Archipel von mehr als 120 Inseln ist.
19. August 2010
Wir bauen das Zelt ab und fahren zu dem 130 km entfernten Nationalpark Plitvicer Seen. Es ist von der Fläche her der größte Nationalpark Kroatiens und zugleich auch der älteste Nationalpark Südosteuropas. Er wurde 1949 gegründet und befindet sich im hügeligen Karstgebiet Mittelkroatiens unweit der Grenze zu Bosnien und Herzegowina. Das geschützte Nationalparkgebiet umfasst 296 Quadratkilometer. Die Plitvicer Seen wurden 1979 als eines der ersten Naturdenkmäler weltweit in das UNESCO-Weltnaturerbe aufgenommen. Jährlich besuchen den Park etwa 900000 Besucher, was logischerweise dazu führt, dass man hier nicht allein ist.
Der Nationalpark ist für seine kaskadenförmig angeordneten Seen weltbekannt, von denen an der Oberfläche derzeit 16 sichtbar sind. Diese bildeten sich durch den Zusammenfluss einiger kleiner Flüsse sowie durch unterirdische Karstzuflüsse.
Die entlang einer Fließrichtung angeordneten Seen sind durch natürliche Barrieren voneinander getrennt, eine Besonderheit und ein Merkmal von einzigartigen Naturvorgängen.
Die Bezeichnung Plitvice wurde 1777 erstmals von Dominik Vukasović, dem Pfarrer von Otočac, schriftlich erwähnt. Die Plitvicer Seen verdanken ihren Namen dem Naturphänomen, das die Seen schuf. Die Natur bildete zunächst seichte Becken und letztlich Seen, wodurch sich das Wasser in die Landschaft einschmiegte oder durch Travertinbarrieren immer höher aufgestaut wurde. Einige Wissenschaftler führen die Namensbezeichnung auf den Fluss Plitvica zurück, der in die Seen fließt. Eine nahe gelegene Ortschaft trägt denselben Namen. Die Wassermassen der Plitvicer Seen setzen ihren Weg als Fluss Korana in nördlicher Richtung fort.
Im deutschsprachigen Raum ist der Park durch die Karl-May-Verfilmungen bekannt geworden. Einige See- und Wasserfallszenen wurden in diesem Nationalpark gedreht.
Nach diesem eindrücklichen und vor allem fotografisch sehr interessanten Zwischenstopp geht es nach einer weiteren Übernachtung zurück in die Heimat.