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20. Juni 1999

Zwangspause im Basislager

Es hat bereits die ganze Nacht geregnet und somit ist der Aktionsplan für heute klar: Wir werden im Basislager besseres Wetter abwarten. Mit Tagebuch schreiben und Bücher lesen verbringen wir den meisten Teil des Tages in unseren Zelten. Dazwischen lassen wir uns von unserem Koch verwöhnen. Gutes Essen ist eben das A und O, um bei schlechtem Wetter die Stimmung oben zu halten.

21. Juni 1999

Warten auf besseres Wetter

Mit einer kleinen Abschiedsfeier reist Albert heute Morgen ab. Immer noch ist das Wetter sehr unbeständig und wir warten ungeduldig auf den Tag, an dem wir wieder in die Hochlager aufsteigen können.
Erst am Abend zeichnet sich dann eine Besserung ab und wir wollen morgen einen Aufstieg wagen.

22. Juni 1999

Mit High-Speed Aufstieg ins Lager II

Um 1:00 Uhr ist es wolkenlos und wir entscheiden uns für den Aufstieg. Eine Stunde später verlassen wir das Basislager und sind nach weiteren zwei Stunden im Lager I. Oberhalb von Lager I müssen wir nach den Schneefällen der letzten Tage eine neue Spur anlegen.
In der Löw-Eisrinne sind die Fixseile alle tief im Schnee eingebettet und es kosten viel Zeit und Kraft, diese aus dem Schnee herauszuziehen. An der Kinshofer-Wand geht es dann einfacher, da hier nicht so viel Schnee liegen geblieben ist. Ein Vorteil, wenn das Gelände sehr steil ist! Dank nun besserer Akklimatisation und zweier Yümar Klemmen können wir die teilweise überhängenden Passagen in der Kinshofer-Wand mit weniger Kraftaufwand überwinden. Als wir gegen 10:00 das Lager II erreichen, beginnt es erneut zu schneien und wir verbringen den Nachmittag in den Zelten.

23. Juni 1999

Fixseile anbringen

Am frühen Morgen steigen wir bis zum Ende der Fixseile hinauf und beginnen dort mit dem Anbringen weiterer Fixseile.
Wir verlegen 350 m Fixseile und stehen dann vor einer Blankeispassage, die wir auf jeden Fall beim nächsten Aufstieg versichern müssen. Bei einsetzendem Schneefall beginnen wir mit dem Abstieg zum Lager II.
Als die Gruppe 2 am Abend im Hochlager eintrifft, hat sich das Wetter beruhigt. Das sind die besten Voraussetzungen, dass sie morgen weitere Fixseile anbringen können.

24. Juni 1999

Ruhetag im Lager II

Wie geplant steigt die Gruppe 2 am frühen Morgen an unseren Fixseilen nach oben und wir bleiben im Lager II. Sie versichern die Blankeispassage mit weiteren 300 m Fixseil und damit ist der Weg bis zum Eisbalkon frei.
Das Wetter verschlechtert sich bis zum Mittag und nachfolgend stellt sich Schneefall mit starkem Wind ein. Gegen Abend treffen unser Bergsteigerkollegen, die aussehen wie Schneemänner, im Lager ein. Peter, Mads, Hassan und ich wollen morgen das Lager IV in 7100 einrichten.

25. Juni 1999

Aufstieg zum Depot

Als wir das Lager am Morgen verlassen, ist es noch sehr kalt und wir müssen aufpassen, dass wir uns keine Erfrierungen an den Fingern zuziehen.
Nach drei Stunden Aufstieg stehen wir am Ende unserer Fixseile und zu diesem Zeitpunkt erreichen uns auch die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. In kürzester Zeit wir es uns warm und das nicht nur wegen der Sonne, sondern von der harten Spurarbeit im tiefen Schnee.
Wir ziehen unsere Spur in die Richtung der Scharte auf die Basinmulde zu. Gegen Mittag werden uns aber die weiten Schneehänge zu gefährlich und so suchen wir uns einen sicheren Platz für ein Depot. Ein Felsvorsprung ganz in der Nähe, auf dem schon früher einmal ein Zelt gestanden haben muss, erscheint uns als geeigneter Platz, der sich jetzt in 6800 m befindet. Hier verstauen wir unsere Ausrüstung und beginnen dann mit dem Abstieg.
Gegen 14:00 Uhr sind wir wieder im Lager II. Ein Teil der Mannschaft steigt heute noch zum Basislager ab. Ich bleibe mir Peter, Wolfgang und Heinz für eine weitere Nacht im Lager II, um die Akklimatisation voranzutreiben. Ab Abend können wir noch eine fantastische Abendstimmung miterleben.

26. Juni 1999

Abstieg ins Basislager

Wolfgang und Heinz haben in der Nacht entschieden, die Expedition abzubrechen und so packen sie ihre gesamte Ausrüstung zusammen und gemeinsam beginnen wir den Abstieg über die Kinshoferwand. Abstieg ist für den ersten Abschnitt jedoch nicht die richtige Umschreibung. Es gehört schon ein gewisses Maß an Coolness dazu, sich an einem Haken, der unterhalb der Füße liegt, in die Wand zu schwingen. Sicher, es ist nur der erste Moment, aber mit dicken Handschuhen und einem schweren Rucksack bewirkt das schon einen Adrenalinschub. Nachdem wir die Felswand hinter uns gelassen haben, kommen wir in die Eiswand, die zu diesem Zeitpunkt bereits im Sonnenlicht liegt und es nicht mehr so grausig kalt ist wie bei den Aufstiegen.
Geben 11:00 Uhr, sind wir im Basislager und können uns das Frühstück schmecken lassen. Danach ist eine Körperpflege und Ausruhen angesagt.

27. Juni 1999

Blumenwiesen

Das Umfeld im Basislager hat sich in den letzten Wochen in fantastische Blumenwiesen verwandelt und ist absolut ideal, um sich gut zu entspannen. Es ist das einzige Basislager an einem 8000er, das ich kenne, wo so einen Blumenpracht vorzufinden ist. Sonst sind die Lager meistens ohne Grün inmitten von Felsen oder Eis.

28. Juni 1999

Die Spannung steigt

Im Gipfelbereich ist heute ein starker Wind aus Norden zu beobachten, der sich jedoch im Laufe des Tages wieder legt. Die Anspannung über den bevorstehenden Gipfelversuch ist heute sehr gut zu spüren.
Jeder richtet seine Ausrüstung zusammen, packt den Rucksack zig Mal ein und aus bis zum Schluss das Optimum zwischen Notwendigkeit und Gewicht gefunden ist. Die Erfahrung sagt mir allerdings, dass wenn alles klappt, immer zu viel mitgenommen wurde, wenn was schief geht, jedoch immer etwas fehlt.

29. Juni 1999

Sturz im Geröll

Bereits gegen 2:00 Uhr starten wir vom Basislager und beginnen den Aufstieg zum Lager I. Irgendwie bin ich heute nicht ganz bei der Sache und rutsche im Geröll aus und verstauche mir den kleinen Finger an der rechten Hand. Es schmerzt, aber es muss weiter gehen. Wir steigen vom Lager I gleich weiter zum Lager II, wo wir gegen Mittag eintreffen. Da alle Teilnehmer zeitgleich aufsteigen, müssen wir die Zelte zu dritt teilen, wodurch es entsprechend eng in den Zelten ist.

30. Juni 1999

Lager III ist aufgebaut

Oberhalb von Lager II sind am Morgen alle Seile eingefroren und es erfordert einen großen Krafteinsatz um die Seile aus dem Eis zu ziehen oder mit dem Pickel herauszuhauen. Aus diesem Grund sind wir am Ende der Fixseile schon sichtlich geschafft. Zum Glück ist die Spur von unserem letzen Aufstieg noch sichtbar und wir können die Tritte benützen. Die schweren Rucksäcke bremsen uns weiter aus, sodass wir am Depotplatz entscheiden, hier unser Lager III zu erreichten.
Weitere drei Stunden harte Arbeit ist notwendig, um die Plattform für die beiden Zelte herzustellen. Kein leichtes Unterfangen in fast 7000 m Höhe.

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