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03.01.92

Plaza de Mulas (4300 m) Ruhetag

Als die Sonne geben halb zehn Uhr das Basislager erreicht hat, stellen wir unsere Ausrüstung für den ersten Aufstieg zum Lager I zusammen und ruhen uns den Rest des Tages aus.

04.01.92

Plaza de Mulas (4300 m) - Nido de Cóndores (5550 m) und zurück

Eine ausgetretene Spur führt über einen langen und gleichmäßig geneigten Schotterhang hinauf zum Lager I. Hier kann jeder seinen individuellen Gehrhythmus finden. Ohne Probleme und mit einigen Fotopausen erreichen wir das Lager I (Nido de Cóndores) gegen 12:30 Uhr. Wir bauen drei Zelte auf und schauen uns in aller Ruhe den weiteren Aufstieg an. Der Weg ist gut einsehbar und in mir reift der Gedanke den Gipfel von diesem Lager aus anzugehen. Aber für heute war es erst einmal genug und wir steigen wieder zum Basislager ab.

05.01.92

Plaza de Mulas 4300 m) - Nido de Cóndores (5550 m)

In der Nacht habe ich mich für den direkten Anstieg zum Gipfel vom Lager I aus entschieden. Gemeinsam steigt die gesamte Gruppe zum Lager I (Nido de Cóndores) hinauf. Die Ausrüstung für einen Gipfelanstieg habe ich im Rucksack und so müssen jetzt nur noch die Voraussetzungen für einen Versuch passen. Eine kalte Nacht; kaum Wind und gutes Wohlbefinden ermutigen mich zu diesem Versuch.

06.01.92

Nido de Cóndores (5550 m) – Gipfel (6962 m) – Plaza de Mulas (4300 m)

Ein starker Wind und bei -18°C veranlassen mich den Startzeitpunkt um eine Stunde auf 7:00 Uhr zu verschieben. Nach dem Start finde ich sehr schnell meinen Rhythmus und erreiche eine Stunde später die „Planta Mara“ in 5850 m Höhe. Ich komme gut voran und wenig später stehe ich von den drei Hütten des Lagers „Refugio Berlin“ in 5930 m.
Hütte ist allerdings etwas zu viel gesagt, es handelt sich um winzige Hüttchen. Darüber hinaus sind diese Hüttchen defekt und somit kaum zum Übernachten geeignet. Aber der Platz bietet eine gute Aussicht auf den 1000 m langen Nordgrat der noch vor mir liegt. Ich nehme mir etwas Zeit um die Aussicht nach Chile und zu dem Bergkoloss „Cerro Mercedario“ (6720 m), der sich in 80 km Entfernung befindet, zu genießen.
Der Weg verläuft zuerst auf der rechten Seite des Grates bis es dann über Schuttfelder und einzelne Schneefelder geht. Richtige Gletscher gibt es auf der Nordseite des Aconcagua nicht mehr. Oberhalb dem „Refugio Independencia“ (6380m) quere ich das riesige Schuttfeld „Gran Acarreo“ welches vom Gipfel zum Nido de Cóndores herunterführt. Am Beginn des Schuttfeldes stehen einige Bergsteiger, darunter auch die Gruppe von Michael Dacher und diskutieren, ob sie wegen des starken Windes umdrehen sollen.
Michael Dacher entscheidet sich für den Abstieg. Ich ziehe mich wärmer an und bringe die Querung schnell hinter mich. Danach kommt die berüchtigte „La Canaleta“, wo sich eine Felswand, bekannt als „La Cueva“(6650m) befindet.
Man erreicht diese Rinne über steile Wege, die am äußeren Westen liegen, ganz in der Nähe der Felswand. Diese wird breiter bis sie sich verläuft. Hier geht es weiter nach rechts über ein steiniges und steiles Gebiet. In 6800 m Höhe kann man in östlicher Richtung den Gipfel erkennen, genau am Ende des Weges.
Die Größe der Steinchen in der Rinne reicht dabei von Sand bis zu einem Durchmesser von einem Meter. Alles ist lose und bei einer Neigung von etwa 35° muss man aufpassen, dass alles an seinem Platz bleibt. Ich kämpfe mich durch die Rinne und erreiche dann den Guanaco-Rücken, der den höheren Nord- und den Südgipfel verbindet.
Von hier hat man einen großartigen Tiefblick in die 3000 Meter hohe Südwand. Noch 90 Höhenmeter sind es noch bis zum Hauptgipfel (6962 m). Dann taucht das Gipfelkreuz vor mir auf und ich schaue auf die Uhr: 4:30 Stunden vom Lager I zum Gipfel – ich bin zufrieden mit mir!
Vom Gipfel aus ist die Aussicht gewaltig, aber es ziehen zwischenzeitlich dicke Wolken herein und es sieht nach einem Wettersturz aus. Ich mache mich daher schnell wieder auf den Rückweg. Um 13:30 Uhr bin ich wieder im Lager I, esse dort eine Kleinigkeit und steige dann zum Basislager ab. Als ich dort gegen 15:00 Uhr eintreffe schneit es bereits und die umliegenden Berge sind wolkenverhangen.

07.01.92

Plaza de Mulas 4300 m) Ruhetag

Die ganze Nacht über weht ein starker Wind und es fällt mir schwer einzuschlafen. Gegen Mitternacht schaue ich aus dem Zelt und da sind die ersten Wolkenlücken zu erkennen. Am Morgen hat sich das Wetter wieder gebessert und die gesamte Gruppe, mit Ausnahme von mir, steigt gegen 10:00 Uhr zum Lager I hinauf. Am Vormittag unterhalte ich mich mit Michael Dacher über meine schnelle Besteigung und er berichtet mir über seine Besteigung direkt vom Basislager, die er vor ein paar Jahren gemacht hat. Seine Zeit lag dabei bei 7:15 Stunden. Am Nachmittag wird das Wetter wieder schön und in mir reift der Plan auch eine Besteigung vom Basislager aus zu versuchen. Ich fühle mich gut und so stelle ich meine Ausrüstung für einen erneuten Aufstieg zusammen.

08.01.92

Plaza de Mulas (4300 m) - Gipfel (6962 m) – Plaza de Mulas (4300 m)

Um 5:00 Uhr starte ich voll motiviert vom Basislager aus in Richtung Lager I und erreiche diese bereits nach einer Stunde. Die anderen Teilnehmer aus meiner Gruppe liegen hier im Lager I in den Zelten und ich lasse mir schnell einen Tee von ihnen zubereiten. Ich ziehe mich wärmer an und setze meinen Aufstieg fort. Beim „Refugio Independencia“ (6380m) muss ich mir wegen des starken Windes die Sturmhaube und die Schneebrille anziehen. Die Querung des Schuttfeldes „Gran Acarreo“ ist bei dem Wind eine echte Herausforderung. Erst als ich in der „La Canaleta“ bin, erreichen mich die ersten wärmenden Sonnenstrahlen und ich taue langsam wieder auf. Glücklicherweise befindet sich auf der rechten Seite der Rinne ein hartes Schneefeld, in dem der Aufstieg erheblich einfacher vonstattengeht. Als ich die „La Canaleta“ hinter mir gelassen habe, kann ich den Weg zum Gipfel einsehen. Ich schaue auf die Uhr und bin zufrieden. Schaffe ich eine schnellere Besteigung als Michael Dacher vorgelegt hat? Ich mobilisiere alle meine Kräfte und gebe noch mal richtig Gas. Dann stehe ich am Gipfelkreuz und schaue auf die Uhr. Ich kann es kaum glauben, es ist 11:12 Uhr und das bedeutet 6:15 Stunden für den Aufstieg. Auf jeden Fall eine schnellere Zeit als die von Michael Dacher. Ein toller Erfolg!
Ein Mexikaner kommt kurz nach mir am Gipfel an und ich bitte ihn mir die Zeit im Plaza de Mulas zu bestätigen. Im Abstieg treffe ich unsere Gruppe, die auf der Suche nach einem geeigneten Lagerplatz für ihr Lager II oberhalb dem „Refugio Teniente Nicolas Plantamura“ (5889 m) ist. Ich berichte kurz von meinen Erlebnissen und den Verhältnissen am Berg und steige dann weiter ab. Um 15:00 Uhr treffe ich im Plaza de Mulas ein und in Windeseile verbreitet sich meine Besteigungszeit in Basislager. Einheimische Bergführer sprechen von einem neuen Weltrekord – ich selbst kann es aber gar nicht glauben. Ich fühle mich gut und bin zufrieden mit mir.

09.01.92

Plaza de Mulas (4300 m) Ruhetag

Ich nutze den Tag, um mich auszuruhen und mir über den gestrigen Tag Gedanken zu machen. Die neue Bestzeit ist nicht so viel besser wie der alte Rekord des Argentiniers Miguel Angel Sanchez von 6:32 Stunden. Ich bin mir nicht Sicherheit ob die Zeit tatsächlich anerkannt wird. Der Mexikaner hat zwar meine Gipfelzeit bestätigt, aber „nur“ eine viertel Stunde besser als die die alte Bestzeit ist knapp. In mir reift der Plan morgen wieder aufzusteigen, um die Zeit nochmals zu verbessern.

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