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08.08.1993

Ruhetag im Basislager (5000 m)

Am Morgen gibt es ein paar Aufhellungen als Heidi, Ekkehard und Helmut gegen 10:00 Uhr im Basislager eintreffen. Walter und ich beschließen im Laufe des Tages morgen wieder aufzusteigen und nach Möglichkeit das Lager III einzurichten und dort zu schlafen.

09.08.1993

Aufstieg zum Lager I (5900 m)

Kurz nach 5:00 Uhr starten Walter und ich mit dem Aufstieg in Richtung Lager I. Walter hat dieses Mal seine Skier mit dabei und wir kommen gut voran, sodass wir um 10:00 Uhr im Lager I eintreffen. Das Wetter ist heute gut und so nütze ich die Gelegenheit in Ruhe zu fotografieren. Am Abend klart es sogar auf und die Temperaturen sinken deutlich unter dem Gefrierpunkt.

10.08.1993

Aufstieg zum Materialdepot (6250 m)

Um 5:00 Uhr starten wir vom Lager I mit dem Ziel, im Lager II ein Zelt aufzubauen. Wie schon am Vortag ist Walter mit Skiern unterwegs und ich zu Fuß. Die Schneedecke trägt heute gut und so habe ich da auch keinerlei Nachteile. Der anfänglich leichtere Schneefall wird immer stärker und so kommen schon am Beginn der Steilstufe zum Gasherbrum-Sattel bei Walter gewisse Zweifel auf, ob es überhaupt sinnvoll ist weiter zu gehen. Auf mein Drängen hin setzen wir den Aufstieg fort und erreichen schließlich den Punkt, an dem wir das letzte Mal umdrehen mussten. Starker Wind und schlechte Sicht zwingen uns auch heute zum Umkehr. Zuvor legen wir ein Materialdepot in 6250 m an und kehren zurück zum Lager I, wo wir gegen 10:00 Uhr eintreffen. Dort verpacken wir die persönliche Ausrüstung und steigen bei starkem Schneefall hinunter zum Basislager. Deprimiert sitzen wir danach am Tisch und lassen uns das Mittagessen schmecken. In Anbetracht der nahezu aussichtslosen Lage bleibt nur noch die Hoffnung auf eine grundlegende Wetterverbesserung, sonst ist die Expedition zum Scheitern verurteilt.

11.08.1993

Kurzfristig hat es einen wolkenlosen Himmel

Es ist kaum zu glauben, an diesem Morgen ist es doch das erste Mal, seit wir im Basislager sind, absolut wolkenlos. Ich nutze diese Gelegenheit zum Fotografieren und bringen mein seelisches Gleichgewicht wieder etwas in Ordnung. Im Moment ärgere ich mich darüber, dass wir nicht im Hochlager sind und endlich mal das Lager II aufbauen können. Als es am Nachmittag wieder intensiv schneit, verfliegt meine Euphorie recht schnell und ich komme wieder in der Realität an. Ich nutze die Zeit, um Postkarten zu schreiben und diese der anderen deutschen Expedition (IMC) mitzugeben, die sich entschlossen hat abzureisen.

12.08.1993

Schneelast lässt Essenszelt im Basislager zusammenbrechen

Nachdem es die ganze Nacht geschneit hat, ist unser Essenszelt durch die Schneelast von ca. 40 cm zusammengebrochen. Wir schaufeln zunächst alle Zelte aus und reparieren dann die gebrochenen Gestänge. Am Nachmittag lichten sich die Wolken etwas und zeitweise scheint auch die Sonne. Unsere Erfolgschancen nehmen allerdings von Tag zu Tag aber, da der späteste Abreisetag vom Basislager feststeht. Ich ertappe mich sogar bei der Überlegung meine Ausrüstung vom Lager I herunterzuholen und aufzugeben. Aber das geht lässt meine Ehre nicht zu, ich werde es versuchen!

13.08.1993

Frustration macht sich breit

Mehrere Teilnehmer von der IMC Expedition sind gestern ins Basislager zurückgekehrt und Franz Stark hat sich Erfrierungen an den Fingern zugezogen, die wir am Morgen verarzten. Wieder ein negativer Impuls der innerhalb unserer Expedition die Stimmung verschlechtert. Schließlich kommt es zu einer recht heftigen Auseinandersetzung zwischen Ekkehard und anderen Teilnehmern über das weitere Vorgehen. Unser Begleitoffizier geht schließlich dazwischen und versucht die Situation zu deeskalieren, was ihm dann auch gelingt. Es bleibt allerdings ein Scherbenhaufen zurück der vermutlich auf dieser Reise nicht mehr gekittet werden kann.
Am Abend fragt mich Ekkehard, ob ich mit ihm und Helmut zum Gasherbrum-Sattel aufsteigen möchte. Ich sage zu und packe schnell meine Ausrüstung zusammen. Um bei dem vorhandenen Neuschnee besser voranzukommen entscheiden wir, es mit Skiern zu versuchen.

14.08.1993

Einblick in den Japaner-Couloir (6400 m)

Bei traumhaft schönem Wetter starten wir drei um 4:30 Uhr vom Basislager. Zunächst gehen wir zu Fuß, aber oberhalb des Eisbruchs entscheiden wir uns für die Skier. Nach fünf Stunden sind wir im Lager I (5900 m), machen dort eine kurze Pause und setzen dann den Aufstieg in Richtung Gasherbrum-Sattel fort. Unterwegs treffen wir einen Teilnehmer der IMC Expedition der uns über einen kranken Bergsteiger berichtet, der dringend eine Hubschrauberbergung braucht. Wir nehmen über Funk Kontakt mit unserem Begleitoffizier im Basislager auf und schildern ihm die Situation. Er versichert uns beim Militärcamp einen Hubschrauber anzufordern.
Um 12:00 Uhr sind wir schließlich an der Steilstufe, über die der Aufstieg zum Gasherbrum-Sattel erfolgt. Nach weiteren zwei Stunden erreichen wir tatsächlich das Plateau. Viele tückische Spalten und ein starker Wind erschweren das vorankommen. Auf dem leicht ansteigenden Plateau steigen wir bis auf 6400 m hinauf und können von dort das Japaner-Couloir einsehen.
Das zunächst recht breite und etwa 40 Gad steile Couloir ist im unteren Bereich mit Schnee gefüllt. Mit zunehmender Höhe verjüngt sich die Rinne und in Folge versperrt ein Felsriegel den direkten Aufstieg, was ein Ausweichen in die seitlichen Felsen erforderlich macht. In der Rinne selbst sind bereits einige Schneebretter abgegangen und wir schätzen einen derzeitigen Aufstieg über diese Route als sehr gefährlich ein. Die alternative Route über die Felsen rechts von dem Japaner-Couloir, in der noch Seile von einer japanischen Expedition vorhanden sind, mag zwar sicherer sein aber dafür auch technisch erheblich schwieriger. Da diese Route sicherlich Schwierigkeiten im oberen 5. Grad beinhaltetet, erscheint uns eine Begehung bei derzeitigen Temperaturen um die -25 °C als unmöglich. Wir kommen zu dem Entschluss keinen weiteren Aufstieg zu riskieren.
So komisch es auch klingen mag, irgendwie bin ich jetzt erleichtert. Ich habe das Japaner-Couloir mit eigenen Augen gesehen und habe es als zu gefährlich eingestuft. Es ist eine Vernunftentscheidung die man nicht in Frage stellen sollte. Mit dieser Erkenntnis geht es zurück zum Lager I, welches wir gegen 18:00 Uhr erreichen. Dort wartet bereits die Frau des verunglückten Bergsteigers, sie selbst starke Erfrierungen an den Finger hat.
Wir vereinbaren morgen um 9:00 Uhr in ihrem Lager I zu sein und den verletzten Mann ins Basislager herunterzubringen, falls bis 10:00 Uhr der Hubschrauber nicht im Lager I sein sollte. Die Chance, dass ein Hubschrauber eine Rettung in 5900 m Höhe riskiert ist allerdings sehr gering.

15.08.1993

Verletzter Bergsteiger wird ins Basislager gebracht

Wie vereinbart sind wir um 9:00 Uhr im Lager I der IMC Gruppe und können den Verletzten das erste Mal in Augenschein nehmen. Er hat an Händen und Füßen Erfrierungen uns ist zudem total erschöpft. Wie ich vermutet habe kommt kein Hubschrauber und so beginnen wir den Abstieg mit dem Verletzten. Zu Glück kann er aber noch selbständig gehen. Ekkehard, Helmut und ich bringen ihn mit viel Mühe bis zum Beginn des Eisbruchs herunter. Dort warten dann weiter Teilnehmer von unserer Expedition und von IMC auf uns die uns unterstützen. Zwischenzeitich schneit es wieder, aber mit vielen Pausen bringen wir den Verletzten doch ins Basislager. Ich bin erschöpft, vor allem in Anbetracht dessen, dass es gerade mal einen Tag schönes Wetter war und ich bin froh, dass jetzt die Entscheidung für den weiteren Verlauf der Expedition gefallen ist. Auch wenn es noch so hart ist.

16.08.1993

Frühzeitige Beendigung der Expedition möglich?

Am Morgen ist das Wetter noch gut, aber ab dem Mittag schneit es wieder leicht. Ekkehard bespricht die Möglichkeit deiner vorzeitigen Beendigung der Expedition mit dem Verbindungsoffizier und dem Sirda. Wir planen morgen unser Gepäck von Lager I herunterzuholen, wenn das Wetter mitspielt.

17.08.1993

Weiterer Neuschnee verhindert Aufstieg

Wir stehen um 5:30 Uhr auf, aber es schneit stark und so verschieben wir den Aufstieg zum Lager I. Es liegen mal wieder 20 - 30 cm Neuschnee im Basislager, was wir zwischenzeitlich schon gewohnt sind. Nichtsdestotrotz ist unser Begleitoffizier heute Morgen in Richtung Skardu gestartet um Flug, Hotel und Träger um eine Woche vorzuverlegen. Bei unserem gestern heruntergebrachten Verletzen ist nun ein Lungenödem dazugekommen und hat die Situation noch verschärft. Bei der derzeitigen Wettersituation ist aber keinen Hubschrauberflug zu erwarten. Am Nachmittag lockern die Wolken zwar stellenweise auf, aber da sind offensichtlich die Turbulenzen für einen Flug zu groß.

18.08.1993

Rücktransport der Ausrüstung vom Lager I (5900 m)

Um 6:30 Uhr starten wir im Basislager mit recht gutem Wetter. Die Spurarbeit in dem tiefen Schnee ist anstrengend aber nach sechs Stunden haben wir es geschafft und sind im Lager I. Zwischenzeitlich schneit es schon wieder. Wir packen alles zusammen und ich steige mit einem 25 kg schweren Rucksack hinunter zum Basislage wo wir gegen 15:00 Uhr eintreffen. Nun ist bis auf unsere Ausrüstung im Depot zwischen Lager I und Lager II alles wieder im Basislager. Die Ausrüstung im Depot werden wir aus Sicherheitsgründen nicht mehr bergen.
Von der IMC Gruppe waren zwischenzeitlich noch vier Teilnehmer am Gipfel des Gasherbrum II. Wir sind hingegen froh, dass alle gesund ins Basislager zurückgekommen sind. Unter diesen Wetterbedingungen ist es einfach nicht möglich auf einen schweren Achttausender, wie der Hidden Peak zu gelangen.

19.08.1993

Hubschrauber holen die Verletzten

Wieder leide ich unter schrecklichen Magenschmerzen und kann die ganze Nacht nicht richtig schlafen. Am Morgen ist das Wetter gut und so treffen gegen Mittag zwei Hubschrauber im Basislager ein, welche die Verletzten ausfliegen. Für uns ist jetzt die Zeit gekommen, um sich ausgiebig der Körperpflege zu widmen und die Seesäcke für die Rückreise zu packen. Die IMC Expeditionsgruppe lädt uns als Dankeschön heute zum Abendessen ein.

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