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12. Mai 2002

Zurück im "normalen" Leben

Nur langsam und mühevoll krabbeln die Teilnehmer am Morgen aus ihren Zelten. Die angefrorenen Finger der Kollegen sehen gar nicht lustig aus und die Betroffenen klagen über starke Schmerzen.
Alle haben Probleme mit verbrannten Lippen und müssen ab sofort scharf gewürzte Speisen meiden. Der Expeditionsarzt kann sich heute über Arbeit nicht beklagen - hier ein Verband - dort eine Salbe. Die Sherpas bringen am Vormittag die verbliebene Ausrüstung von Lager I herunter und damit ist der Berg wieder abgeräumt.
Am Nachmittag beginnen die Vorbereitungsarbeiten für eine Gipfelparty. Die Köche der anderen Expedition sind in unserer Küche und richten das Essen her.
Alle, die sich im Basislager aufhalten, sind zu dieser Party eingeladen. Nach und nach treffen die Bergsteiger am Abend zur Party ein. Aus Platzgründen müssen alle stehen, aber das gute und reichhaltige Essen sowie die unterschiedlichsten Getränke schmecken auch im Stehen. Es wird viel gelacht und die Anstrengungen der letzten Tage sind zumindest für den heutigen Abend schnell vergessen. Bedingt durch die trockene und kalte Luft haben die meisten Bergsteiger einen Höhenhusten bekommen, der die Nachtruhe empfindlich stört.

13. Mai 2002

Ausrüstung überprüfen

In zwei Tagen wollen wir das Basislager verlassen, aber bis dahin gibt es noch jede Menge zu tun. Mehrere Teilnehmer beginnen nach dem Frühstück mit dem Sortieren und dem Trocknen der Ausrüstung aus den Hochlagern. Die überwiegende Mehrheit der Expeditionsgruppe ist jedoch mit dem Einebnen eines Hubschrauberlandeplatzes beschäftigt. Für was einen Landeplatz? Wir möchten das Expeditionsgepäck direkt von hier nach Kathmandu fliegen lassen. Dann können wir, mit nur leichtem Gepäck, unser Trekking über den Larkya La bis nach Besisahar durchführen. Ob der Hubschrauberflug aber termingerecht stattfinden kann, ist nach dem heutigen Telefonat mit dem Flughafen in Kathmandu noch offen. In der Hauptstadt Kathmandu regnet es heute und ein Sichtflug ist zumindest derzeit nicht durchführbar.

14. Mai 2002

Vorbereitungen für die Abreise vom Basislager

Persönliche Ausrüstung zusammenpacken sowie der Abbau des Basislagers ist das heutige Motto. Ich stehe vor meinen Plastiktonnen und meinem Seesack und überlege mir, wie ich da alles wieder Reinbekommen soll. Da ich einen Großteil meiner Ausrüstung in Nepal lassen möchte, muss jeder Gegenstand, der in die Tonne wandert und in einer Liste protokolliert wird. Zuhause hat man mit dem Zusammenstellen der Ausrüstung Tage verbracht, hier muss es aber innerhalb Stunden erledigt sein. Am Nachmittag kann ich dann das Zusammenpacken meiner Habseligkeiten abschließen. Ich bin heil froh, dass ich mich in den nächsten Tagen mit dem Trekking zurück nach Kathmandu beschäftigen kann und somit meiner Seele Zeit zum Baumeln lassen kann.

15. Mai 2002

Rückkehr in die Zivilisation

Der Hubschrauber soll gegen 9:00 Uhr hier eintreffen. Ein Hubschraubergeräusch können wir jedoch nicht vernehmen. Ein Anruf in Kathmandu klärt dann die Situation. Es hat zu viele Wolken und ein Flug ist heute nicht möglich. Hier bei uns haben sich die dicken Wolken vom frühen Morgen in der Zwischenzeit verzogen und es scheint die Sonne.
Ralf schickt unseren Sirda ins Tal, um aus Sama Träger für den Abtransport der Ausrüstung zu organisieren. Wir selbst steigen auch vormittags nach Sama ab.
Auf dem Weg ins Tal kommen wir an wunderschönen Blumen vorbei. Nach wochenlangem Aufenthalt im Schnee erfreut man sich an dem Grün der Bäume sowie den prächtigen Farben der Blumen. Eilig steigen wir hinunter nach Sama ab und lassen uns dort in der „Mount Manaslu Lodge" nieder.
Das Wetter ist zwar am Nachmittag wieder schlechter geworden aber unsere Stimmung steigt mit zunehmendem Bierkonsum.

16. Mai 2002

Warten auf den Hubschrauber

Am Morgen ziehen schon richtig dicke Wolken herauf und da ist für uns jetzt schon klar, dass wir nicht mehr mit dem Hubschrauber rechnen können. Wir besichtigen das Dorf am Vormittag. Der Verdienst der Einwohner durch die Expeditionen hat hier bereits für einen gewissen Wohlstand gesorgt. Wir haben auch eine großzügige Spende für die hiesige Schule gemacht. Nach Sama sind jedoch bis jetzt nur wenige Touristen gekommen und so hat das Dorf seinen ursprünglichen Charakter bewahren können. Am Nachmittag trifft die amerikanische Expedition unter der Leitung von Tom Fitzsimmons hier in der Lodge ein. Auch sie wollen ihren Erfolg mit Bier begießen, aber es ist nicht genügend Vorrat im Dorf vorhanden.
Die Sherpas der amerikanischen Expedition haben zwei Filme von mir am Gipfel des Manaslu gefunden und übergeben diese mir. Sie befanden sich in einer Tüte mit der Aufschrift meines Sponsors Hewlett-Packard und Ralf hat die Amerikaner gleich auf mich verwiesen. Es ist fast unvorstellbar und unglaublich, dass jemand Filme in über 8000 m findet, sie dann herunterbringt und der Eigentümer gefunden wird. Leider fehlt mir aber nach wie vor ein Film mit den Aufnahmen vom Gipfel. Beim Wechseln eines Filmes am Gipfel müssen mir die Filme aus der Rucksackdeckelklappe gefallen sein. Alois wird wegen seiner Verletzungen nicht beim Trekking teilnehmen und wartet hier auf den Hubschrauber, der ihn direkt nach Kathmandu bringt.

17. Mai 2002

Das Trekking beginnt: von Sama nach Dharamsala

Kaum haben wir Sama hinter uns gelassen, so laufe ich total entspannt, in einem wundschönen grünen Tal in Richtung Samdo, das in 3780 m Höhe angesiedelt ist.
Wir kommen an Sträuchern mit bezaubernden Blüten und weidenden Yaks vorbei.
Das ist Nepal wie man es sich wünscht. Samdo ist ein kleines Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben scheint. Zumindest gibt es eine kleine Schule und ein Kloster.
Hinter Samdo geht der Weg steil nach oben und von hier hat man einen tollen Ausblick auf den Manaslu. Vom Lager I bis zum Gipfel kann man die gesamte Aufstiegsroute einsehen und entsprechend oft wird auch der Auslöser der Kameras betätigt.
Am Nachmittag errichten wir unser Lager für die kommende Nacht, bei einer kleinen Alm in der Ansiedlung Dharamsala in 4460 m Höhe. Es ziehen jetzt dicke Wolken auf und am Abend regnet es. Hoffentlich haben wir am nächsten Tag gutes Wetter, damit wir am Larkya Pass etwas sehen können.

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